Abschied von der Lohngerechtigkeit?

Die Wirtschaft floriert, große Zufriedenheit in der Bevölkerung – wirklich keine Probleme??? Die Lage in der deutschen Wirtschaft wird im Allgemeinen in unseren Medien außerordentlich positiv dargestellt. Der Export floriert, die Verbraucher konsumieren, die Wirtschaft investiert, Gewinne sprudeln und am Arbeitsmarkt läuft alles zum Besten – fast jeden Monat zeigt die Statistik sinkende Zahlen bei den Arbeitslosen.

Markus Bruhn hat zum aktuellen Thema die Meinungen zusammen-gefasst und macht deutlich, dass die sich abzeichnenden Tenden- zen aufzuhalten sind.

Alles in Butter, wären da nicht kleine aber deutliche Anzeichen, die unsere Gesellschaft auf Dauer tiefer spaltet. Konkret: die Reichen werden immer reicher und die am Ende der Skala immer schwächer. Neiddiskussion? Bestimmt nicht! Leistung, speziell, wenn sie auf rbeit und persönlichen Einsatz zurück zu führen ist, muss anerkannt werden. Zweifel bleiben zwar, wenn Manager schon mal 10 – 15 Millionen Euro im Jahr einstreichen – aber das soll hier nicht das Thema sein.

Auffällig ist, dass immer häufiger große Unternehmen aus dem Tarifverbund aussteigen und dann die  ArbeitnehmerInnen zu Hungerlöhnen einstellen. Verstöße gegen geltendes Arbeitsrecht werden dabei locker hingenommen. Allen voran findet man dies im Dienstleistungssektor und in den Sozialberufen. Beispiele gibt es leider haufenweise. Hier sei mal auf UPS, Langenhangen verwiesen. Die ca. 750 MitarbeiterInnen arbeiten überwiegend in 3 Schichten und haben Teilzeitverträge mit 17 Stunden pro Woche. Zum Leben sind die Meisten auf bezahlte Mehrarbeit angewiesen, die auch vom Arbeitgeber reichlich angeboten wird. Skandalös ist es, dass dieser Zustand als Druckmittel benutzt wird. So werden unbequeme (sprich gewerkschaftlich organisierte) Aufmucker oder kranke Personen eben mal von der Mehrarbeit ausgenommen. So macht man Menschen „gefügig“.

Bedauerliche Einzelschicksale? Bestimmt nicht. Vielerorts wird die Lage der Schwachen ausgenutzt und nicht etwa, weil es den Firmen so schlecht ginge und internationaler Druck dies „notwendig“ macht. Schon lange macht  macht sich ein namhafter, international erfolgreicher Logistik-Konzern (Deutsche Post) daran, über sogenannte „Servicepartner der deutschen Post“ einen Teil der anstehenden Arbeiten an Subunternehmer zu vergeben. Dort wird die gleiche Arbeit geleistet – schlechtere Bezahlung, dafür längere Arbeitszeiten, keine Tarifverträge, kein Kündigungsschutz und keine betriebsrätlichen Strukturen, wie es bei der Stammbelegschaft üblich ist. Wohin soll das führen?

Absehbar ist eine Mehrklassengesellschaft bereits innerhalb der Arbeitnehmerschaft. So zeigt zu diesem Thema eine Studie der Bertelsmann Stiftung (März 2015) deutlich auf, wohin die Reise gehen wird. Löhne und Gehälter werden auch in den nächsten Jahren steigen – aber eben nicht für alle gleichermaßen. Es wird weiterhin Verlierer geben und die Kluft wird breiter. Folge ist, dass vom Staat vermehrt „aufgestockt“ werden muss und dass somit die Saat für Altersarmut der Zukunft gestreut wird. Gerechtigkeit ist ein Punkt, soziale Verantwortung der andere und wie soll eine Gesellschaft das auf Dauer aushalten? Die Zündschnur zum sozialen Sprengstoff ist gelegt! Wie soll in diesem Umfeld Bildung wachsen und gesellschaftlicher Konsens entstehen? Wohin soll sich unser Land entwickeln?

Im OV der SPD Vöhrum-Eixe-Röhrse setzen sich einige Mitglieder mit diesem und anderen Themen auseinander. Markus Bruhn hat dazu die Meinungen zusammengefasst und macht deutlich, dass die sich abzeichnenden Tendenzen aufzuhalten sind. Es geht nur mit politischem Willen, Durchhaltevermögen und langem Atem. Einen „lachenden Dritten“ wird es nicht geben, wenn unsere Gesellschaft die gemeinsamen Werte aufgibt! Weitere Diskussionen um die Übeltäter, politische Lösungen und gemeinsame Aktionen mit denen, die soziale Verantwortung tragen, sind gefordert.